Im Mentoring verbirgt sich ein großer und unbezahlbarer Schatz, weil es sich inhaltlich nicht einfach nur um die Weitergabe gesammelter Lebenserfahrungen handelt, sondern weil es sowohl dem Mentee als auch dem Mentor eine Fülle an neuen und ganz persönlichen Lebenserfahrungen und Einsichten ermöglicht. Hier findest Du alle wichtigen Information über das Mentoring-Programm:
Mentoring Grundsätze
- Vision-Statement des Mentoring-Programms (MP)
- Mission-Statement des MPs
- Das Wesen des Mentorings
- Mentoring
- Rahmenprogramm
Vision-Statement des Mentoring-Programms (MP)
‚Mentoring‘ liegt im Trend. Überall schießen Mentoring-Programme wie Pilze aus dem Boden. Warum ist das so? Jugendliche und junge Erwachsene sind auf der „Suche nach einem eigenen tragfähigen Lebensentwurf"1, sie sind innerlich verunsichert und empfinden eine gewisse Orientierungslosigkeit.
Sie selber sehnen sich deshalb nach Hilfestellung durch Vertraute. „Weiterhin wollen die Jugendlichen diese Spannung durch persönliche Leistung [...] und die Einbindung in ein Netzwerk von Vertrauten [...] auflösen oder wenigstens vermindern“2
Dabei suchen sie weder Direktiven und Moralpredigten, noch einen gleichgültigen Umgang ihnen gegenüber. Vielmehr sehnen sie sich danach, durch Orientierung, Begleitung und Unterstützung in ihrem Lebensentwurf gefördert zu werden.
Für viele Kinder und Jugendliche hat der Trainer im Sportverein eine prägende Bedeutung, die über den Sportplatz hinausgeht. Er ist Vorbild und Freund, fördert Potenziale, stärkt das Selbstbewusstsein und gehört damit (bewusst oder unbewusst) zum Kreis der Vertrauten. Als solcher kann er Werte, wie z.B. Vertrauen, Wertschätzung und Respekt seinen Schülern aktiv vorleben und von ihnen einfordern, damit sie Werte erleben und für sich selber entdecken können.
Deshalb hat das Trainerforum die Vision, dass es in jedem Sportverein in Deutschland mindestens einen „Wertetrainer" gibt, der in werteorientierter Trainingsarbeit geschult und Teil eines über/-regionalen Trainernetzwerkes ist.
Wegen der besseren Leseweise wird jeweils die weibliche Bezeichnung weggelassen, obwohl sie mit impliziert ist.
1 Tobias Braune-Krikau/ Aline Seywald (2010), Die „anständige Generation“: Die neue Shell-Studie porträtiert die Jugend von heute, Newsletter der Initiative für werteorientierte Jugendforschung, Nr. 11, S. 3.
2 Shell Deutschland Holding (Hg.) (2010), Jugend 2010: Eine pragmatische Generation behauptet sich, Frankfurt a. M. S. 187.
Das Wesen des Mentorings
3.1 Die Herkunft
Der heutige Begriff „Mentoring“ hat seinen Ursprung in der griechischen Mythologie. In Homers Epos „Odyssee“ ist ‚Mentor‘ der Name des Erziehers und weisen Ratgebers für Odysseus‘ Sohn Telemachus. Odysseus wählte Mentor wegen seiner Weisheit, Kenntnis und Erfahrung. Das Ergebnis der Erziehung durch Mentor war ein selbstbewusster junger Mann, der schließlich fähig war, seinen Vater zu unterstützen.
Der Name ‚Mentor‘ wurde in der Neuzeit zur Bezeichnung für eine Person, die mit ihrer Weisheit, Kenntnis und Erfahrung eine andere Person (Mentee) begleitet, die jünger bzw. weniger erfahren ist. Die Beziehung zwischen den beiden bezeichnet man als „Mentoring“.
3.2 Das Wesen des Mentoring
Im Mentoring verbirgt sich ein großer und unbezahlbarer Schatz, weil es sich inhaltlich nicht einfach nur um die Weitergabe gesammelter Lebenserfahrungen handelt, sondern weil es sowohl dem Mentee als auch dem Mentor eine Fülle an neuen und ganz persönlichen Lebenserfahrungen und Einsichten ermöglicht. Jeske beschreibt es treffend:
„Man kann Mentoring eigentlich besser beschreiben als definieren. Es ist mehr Kunst als Wissenschaft. Im Kern ist Mentoring eine Beziehung, in der der Mentor jemandem, der Mentorenschaft in Anspruch nehmen möchte, dabei hilft, sein Potenzial voll auszuschöpfen.“3
Das Ausschöpfen von gegebenem Potenzial (Ressourcen), sowohl beim Mentor, als auch beim Mentee, ist das, was im eigentlichen Sinne den Kern der Mentoring-Beziehung ausmacht. Deshalb spricht man beim Mentoring von „Ressourcenorientierung“. Kennzeichnend ist dabei die Rolle des Mentors als „Ermöglicher“ und nicht als Vormund des Mentors.
3.3 Werte
Folgende Werte sind für eine Mentoring-Beziehung unerlässlich:
- Vertrauen: Der Kernwert einer Mentoring-Beziehung ist Vertrauen und Verschwiegenheit.
- Annahme: Jeder wird in seiner Unterschiedlichkeit in gleicher Weise angenommen und mit Liebe und Geduld behandelt, sowohl als Mentor als auch als Mentee.
- Respekt: Eine Beziehung lebt von Toleranz und Respekt gegenüber dem anderen, seiner Meinung, seiner Herkunft und Biographie. Dies ist sowohl für den Mentor als auch für den Mentee von besonderer Wichtigkeit.
- Wertschätzung: Die Mentoring-Beziehung ist geprägt von gegenseitiger Wertschätzung. Da der Mentor sich ehrenamtlich engagiert, gilt ihm die Wertschätzung in besonderer Weise.
- Offenheit: Jeder Mentee und Mentor hat die Offenheit, selber zu entscheiden was er preisgibt oder für sich behält.
3.4 Bedingungen
Folgende Bedingungen sind unerlässlich, damit Mentoring gelingt:
- Persönlicher Kontakt: Organisatorisches kann über Medien wie Telefon oder E-Mail laufen, aber ein regelmäßiger persönlicher Kontakt ist von großem Vorteil.
- Freiwilligkeit: Mentee und Mentor entscheiden sich freiwillig für die jeweilige Mentoring-Beziehung.
- Rollentrennung: Die Mentoring-Beziehung soll frei von Abhängigkeiten und Rollenvermischungen sein. Dafür bedarf es klarer Kommunikation und Definition von Rollenverhältnissen, insbesondere dann, wenn der Mentor schon zuvor in einem bestimmten Rollenverhältnis zum Mentee gestanden hat oder immer noch steht.
- Nähe und Distanz: Wie in jeder Beziehung ist bei aller Nähe eine gewisse Distanz wichtig. Das Ziel einer Mentoring-Beziehung ist es nicht eine Co- Abhängigkeit zu generieren, sondern die Eigenverantwortung des Mentees zu fördern. Dies wird durch die Balance zwischen Nähe schaffender Empathie und gesundem emotionalen Abstand ermöglicht.
- Kommunikations- und Kritikfähigkeit: Eine fruchtbringende Mentoring- Beziehung kann nur durch eine klare Kommunikation erreicht werden. Es ist somit auf beiden Seiten notwendig, dass Vereinbarungen getroffen, Erwartungen und Wünsche kommuniziert und Unzufriedenheiten mutig angesprochen werden. Dabei kommt es nicht nur auf die Kommunikations-, sondern auch auf die Kritikfähigkeit an. Es ist eine Kunst, Kritik in Liebe und Geduld zu üben und ebenso auch anzunehmen.
- Definierter Zeitraum: Der vorgegebene definierte Zeitraum für die Mentoring- Beziehung verlangt gezielte Schwerpunktsetzung, ermöglicht dadurch zufriedenstellende und qualitative Entwicklungen des Mentorings und verhindert eine Überlastung der Mentoren.
- Verbindlichkeit: Mentoring ist auf zuverlässige Absprachen und verbindliche Vereinbarungen angewiesen. Dazu dient die „Mentoring-Vereinbarung“ (siehe Vorlagen).
- Vertraulichkeit: Alle Beteiligten verpflichten sich Informationen und Daten, die im Rahmen der Mentoring-Beziehung ausgetauscht werden, vertraulich zu behandeln.
Wegen der besseren Leseweise wird jeweils die weibliche Bezeichnung weggelassen, obwohl sie mit impliziert ist.
3 Phillip T. Jeske (2004), Mentoring durch gezielte Beziehungen. Ein beziehungsorientiertes Modell für persönliche Weiterentwicklung, Berlin. S. 22.
Mission-Statement des MPs
Das Mentoring-Programm als Teilbereich verfolgt die Mission des Trainerforums:
„Wir fördern starke und authentische Trainervorbilder bei der Gestaltung von werteorientierter Trainingsarbeit.
Wir haben die Mission, durch eine neue Wertekultur im Sport zur Transformation Einzelner, sowie der Gemeinschaft beizutragen.“
Das Mentoring im Speziellen bietet einen organisatorischen Rahmen für einen Erfahrungsaus- tausch, ein zusätzliches Training für Mentoren und dient der Mission dadurch, dass durch die persönliche Begleitung Trainer:
- in ihrer Identität gestärkt werden
- in ihrer Persönlichkeit gefördert werden
- im Umgang mit allen am Trainingsprozess Beteiligten geschult werden
Wegen der besseren Leseweise wird jeweils die weibliche Bezeichnung weggelassen, obwohl sie mit impliziert ist.
Mentoring
Das Trainerforum MP beschreibt eine eins-zu-eins Beziehung zwischen dem Mentee und seinem Mentor.
4.1 Mentoren
Mentoren sind:
- Persönlichkeiten, die haupt-, nebenberuflich oder ehrenamtlich im Sportbereich oder verwandtem Kontext aktiv sind bzw. waren (z. B. Trainer, Funktionäre etc.) oder
- Persönlichkeiten in verantwortungsvollen, leitenden Positionen an Forschungsinstituten, aus Kirchen, Gemeinden, sozialen oder karitativen Werken, Beratungsstellen, Unternehmen, Verwaltung etc.
- Persönlichkeiten mit der Motivation, ihre persönlichen und beruflichen Erfahrungen weiterzugeben
- in der Regel älter (empfohlen ca. 10 Jahre) als der Mentee
Chancen für den Mentor sind:
- Neue Impulse und Kontakte für die eigene Tätigkeit durch (junge) Trainer und durch andere Mentoren
- Stärkung und Weiterentwicklung der eigenen sozialen Fähigkeiten und Beratungskompetenz
- Reflexion der eigenen Persönlichkeit, Tätigkeit und des eigenen beruflichen Werdegangs
- Vernetzung und Kooperation mit Trainern/Funktionären (anderer Sportarten)
- Einblicke in aktuelle sportpolitische Herausforderungen und Entwicklungen
Aufgaben des Mentors sind:
- Aktive und konstruktive Teilhabe an der Gestaltung der Mentoring-Beziehung
- Weitergabe von Erfahrungen aus ihrem (neben)beruflichen/ehrenamtlichen Leben
- Unterstützung des Mentees in seiner Persönlichkeitsentwicklung und in der Verfolgung der gesetzten Ziele
- Förderung beim Entdecken des eigenen Potentials
- Hinführung des Mentee zur Eigenverantwortung, Selbstständigkeit und Selbstsicherheit
- Hilfestellung bei persönlichen Herausforderungen
- Begleitung in Lebensfragen
4.2 Mentees
Mentees sind:
- alle registrierten Trainer des Trainerforums, die eine Mentoring-Beziehung wünschen
- in der Regel jünger (empfohlen ca. 10 Jahre) als der Mentor
Chancen für den Mentee sind:
- Begleitung der neben-/hauptberuflichen/ehrenamtlichen Trainertätigkeit
- Kennenlernen und Einschätzung persönlicher Fähigkeiten und Begabungen
- Ausbau von Kompetenzen und persönlichen Stärken
- Reflexion über Schwächen und Strategieentwicklung im Umgang mit diesen
- Erwerb von Kenntnissen über Strukturen und Betätigungsfelder sportlicher Aufgabenfelder
- Entwicklung von Ideen für die Trainertätigkeit
- Entwicklung von nachhaltiger Selbstsicherheit über die Trainertätigkeit hinaus
Aufgaben als Mentee:
- Aktive und verantwortungsvolle Mitgestaltung der Mentoring-Beziehung
- Initiieren von Treffen
- Vorbereitung, Nachbereitung
- Einbringen eigener Erfahrungen aus der eigenen Trainingspraxis
- Konkretisierung und Umsetzung der persönlichen und beruflichen Ziele
4.3 Inhalt
Inhaltliche Fragen können beispielsweise Folgende sein:
- Wer bin ich? Was macht mich aus?
- Wo möchte ich hin? Was ist meine Vision? Wünsche, Träume?
- Wie sehen meine Beziehungen aus (zu Schülern, Eltern, Kollegen, Funktionären, Medien, Zuschauern, Besitzer kommerzieller Sportanlagen, Schiedsrichtern, anderen Clubmitgliedern)?
- Wie gehe ich mit Konflikten um?
- Mit welchen (beruflichen) Vorstellungen bin ich Trainer geworden? Wie haben sich diese bis zu diesem Zeitpunkt entwickelt?
4.4 Umfang/ Ablauf
Der zeitliche Umfang des Mentorings beläuft sich auf zwei Jahre. Nach dem „Matching“ und der „Vereinbarung“ (siehe Vorlagen) treffen sich Mentee und Mentor regelmäßig (alle 4-6 Wochen empfohlen), insgesamt mindestens 4x im Jahr, ca. 1,5 Std. Die Mentorenschaft läuft mit Ende des vereinbarten Zeitraums aus. Ob das Mentoring darüber hinaus fortgeführt wird, kann nach einem Auswertungsgespräch zwischen Mentor und Mentee entschieden werden. Erfahrungsgemäß sind jedoch 2 Jahre ein gutes Zeitfenster für eine Mentoring-Beziehung.
Wegen der besseren Leseweise wird jeweils die weibliche Bezeichnung weggelassen, obwohl sie mit impliziert ist.



